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(Thomas von Kienperg)

Thomas grüßt seinen Bruder Siegfried!

[Ich befinde mich so wohl, als es ein Mann in meiner Lage immer nur sein kann. Auch ich habe mich einer gesunden Zuversicht in Hinblick auf die Zukunft noch nicht entblödet – weilte ich anders doch wohl kaum noch unter den Lebenden. Deine Worte über Bruder Epigonus vermochte ich nicht zu deuten; hattest Du etwa ihn zu erreichen versucht und er hat Dir nicht geantwortet?! Wie dem auch sei, immerhin scheint er nun seine ganzen Hoffnungen in ein baldiges Leben im glücklichen Brandenburg zu setzen und sich in Ansehung desselben Umstandes auch bei weidlich guter Laune zu befinden.]
Wenn ich auch kein Werk Schopenhauers jemals gelesen habe, so vernahm ich dennoch immerhin soviel, daß die bestimmenden Züge seiner Philosophie in einer bezeichnenden, pessimistischen Grundhaltung zu suchen seien; dies schien mir nun in der Tat zu einer Verdunkelung seiner philosophischen Leistungen geführt zu haben. So habe er etwa den Menschen als böse und entartet und seinen Affekten ausgeliefert erkannt. Auch habe ich in diesem Zusammenhang einmal gelesen, er würde den Suizid nicht nur legitimieren, sondern ihn unter gewissen Umständen sogar als probates Mittel empfehlen, um jenem von Dir in Deinem Briefe zitierten „Willen zum Leben“ zu entsagen. Dies sind im wesentlichen jene Dinge, welche mir über Schopenhauers Philosophie bekannt waren, ohne daß ich dieselben jemals einer fernern Prüfung unterzogen hätte. Es scheint mir allerdings ausgemacht, daß es nicht hinreicht, einige solcher einzelnen Züge seines Denkens aus dem Zusammenhang zu reißen und als die ausschließliche Doktrin seiner Lehre anzusehen; ich denke vielmehr, daß ihr tieferer Sinn sich erst im kontextuellen Zusammenhang erschließt und das gesamte System seiner Philosophie erhellt.
Daß unser menschliches Dasein dem Wesen nach leidvoll ist, dem vermag wohl bei vernünftiger Erkenntnis kein intelligentes Wesen zu widersprechen. In der Tat wäre demnach ein endloser, traumloser Schlaf unserem Dasein vorzuziehen – meiner Meinung nach allerdings mit der Einschränkung, daß dann auch dieses unser Dasein endlos sein müßte. In unserem endlichen, begrenzten Dasein indes erkenne ich durchaus den tieferen Sinn im Leiden (besinnen wir uns auf Viktor Frankl), um zu einer Art von höherer Erkenntnis, zu einer höheren Bewußtseinsstufe zu gelangen. Niemals wollte ich wenigstens jener Möglichkeit zu einem endlichen, wenn auch leidvollen Leben entsagen, um an seiner statt a priori in einem traumlosen Schlafe dahinzudämmern, wo ich mein Menschsein nicht zu rechtfertigen in der Lage wäre: im Leiden eben besteht unsere Bestimmung, und des Menschen höchste Pflicht ist es, Erkenntnis zu erlangen, wenn auch unter beständigen Leiden und Schmerzen; und dies erscheint mir allemal den Vorzug zu verdienen – wohlgemerkt, wenn wir unser Leben so setzen, wie es ist, nämlich als endlich und zeitlich begrenzt.
Der Behauptung, daß jene unnatürlichen Leiden, welche der Verderbtheit des Menschen selbst entspringen und welche der Buddhismus mit Recht als die Leidenswurzeln erkennt, den Quell allen Übels bezeichnen, muß unbedingt zugestimmt werden. Allein die unvermeidlichen Leiden sind zugleich natürliche Leiden und um deswillen untrennbar mit den menschlichen Geschicken verbunden. Daß dies leider auch auf die ersteren zutrifft, liegt meiner Ansicht nach nicht in der ursprünglichen Natur des Menschen: schön und richtig daher auch die Feststellung, um wieviel besser die Welt wäre, wenn wir uns jener selbst verursachten Leiden zu entäußern verstünden!
Folgen wir ferner dem Wesen der Ewigkeit. Deine Betrachtungen darüber halte ich als zur Gänze richtig. Jener Gedanke, daß wir aus dem Nichts kommen und wieder ins Nichts zurückkehren, scheitert meines Erachtens nicht nur an seiner Unvorstellbarkeit, sondern vor allen Dingen an seiner Unmöglichkeit. Sogar die Physik, welche ja eine höchst rationale Wissenschaft vorstellt, besagt, daß aus dem Nichts kein Ding zu entstehen vermag; Energie kann niemals verloren gehen, Energie kann in Materie, Materie in Energie umgewandelt werden. Gesetzt also, es gäbe ein Nichts im absoluten Sinne, so wäre dieses Nichts eben nichts weiter als eben ein Nichts und wir müßten also annehmen, daß es sich um etwas ganz und gar Unvorstellbares handeln müsse. Unter Voraussetzungen solcher Art könnte niemals auch nur eine einzige Amöbe, um wie vieles weniger eine Seele entstehen. Freilich müssen wir hier von völlig immanenten, physikalischen Vorgängen ausgehen, ein Umstand, der sich nach meinem Dafürhalten von selbst ergibt, weil die Natur ja durchgehends rein physikalisch organisiert ist, ergo auf die Kausalität des Ursache-Wirkungsprinzips gegründet ist und demnach nichts aus dem absoluten Nichts erschaffen kann. Vermag die Natur hierin also nichts, so hat sie auch nichts, was sie dem Nichts wieder zurückgeben könnte, und so müssen wir denn notwendig davon ausgehen, daß, wenn wir die Seele dem Wesen nach als ewig setzen, sie nicht aus einem völligen Nichts hervorgegangen sein kann. Das Nichts im absoluten Sinne würde ja nicht einmal jene Dimension der Ewigkeit, der Zeit nämlich, befassen, und so wäre das Nichts recht eigentlich ein Zustand völliger Dimensionslosigkeit und demnach selbst bei einer gnostischen Betrachtung ein schlichtweg Unmögliches, weil dann niemals das hätte entstehen können quod est.
Die Möglichkeit einer Wiedergeburt der Seele halte ich selbst für nicht unwahrscheinlich. Tatsächlich können wir nichts Gewisses über das Wesen einer Seele insgesamt sagen, und auch hierin stimme ich mit Deinen Betrachtungen überein. Nicht nur behaupte ich, daß eine Seele den Tieren innewohnt, sondern überdies, daß aller Wahrscheinlichkeit nach allem organischen Leben eine Seele eigen sei, mithin also auch den Pflanzen. Ich denke hierbei insbesondere an die Lehren des Panentheismus im allgemeinen wie eines Theophrast im besonderen, die ja die Existenz von Elementargeistern oder Sylphen gar wohl für möglich, ja sogar für wahrscheinlich hielten und wir diese dann gewissermaßen als die Seelen jener Lebewesen ansehen müßten. Überhaupt denke ich, daß unsere gesamte Natur von jener „Weltseele“, wie sie die Romantiker stimmungsvoll zu bezeichnen pflegten, durchdrungen sei und diese unaufhörlich in einer geheimnisvollen Wechselwirkung mit der Seele des Individuums stehe. Wollen wir uns also damit bescheiden, die Seele als den ewigen, göttlichen Teil in uns zu betrachten und uns mit dieser Erkenntnis zufriedengeben.
Ferner scheint mir das Philosophem Schopenhauers, nämlich daß die Apprehension, also jener Vorgang des Erfassens der Welt durch die Sinne und die damit verbundene Zusammenfassung zu einerlei Vorstellungseinheit ein Actus sei, der die Welt zu einem Produkt unserer Vorstellungen forme und also Dinge an sich nicht erfaßt werden können, jenen Erkenntnissen der meisten anderen Philosophen zu gleichen; im Gegensatz zum Buddhismus jedoch, welcher der Materie eine innere Existenz abspricht, kennt die Philosophie Kants etwa ein „Ding an sich“, d. h. er setzt wohl ein seinem Wesen nach absolutes Ding voraus, nur daß es, wie wir richtig festgestellt haben, eben von uns niemals als solches wahrgenommen werden kann. Daß, da unsere Sinne oftmals getäuscht werden und so freilich gänzlich falsche Begriffe vom wahren Wesen der mannigfaltigsten Objekte entstehen, folglich die wahrnehmbare Welt nur ein Gebäude unserer Vorstellungskraft sein kann, scheint außer jeglichem Zweifel zu stehen. Wenn ich Kant recht verstehe, wäre ein „Ding an sich“ für uns nur dann wahrnehmbar, wenn unsere von allen Sinnestäuschungen befreite Anschauung zur Gänze mit jenem reinen Begriffe a priori, den wir seiner Lehre entsprechend von einem Gegenstande besitzen, korrespondierte. Er spricht in diesem Zusammenhange von einer „Erkenntnis a priori“, gleichsam einem der menschlichen Vernunft innewohnenden Vermögen, das es z. B. einem Blindgebornen gestatten würde, so er plötzlich sehend würde, anhand von bloß im Geiste aus Beschreibungen geformten Begriffen einen Gegenstand kraft dessen Anschauung zu erkennen, obwohl er ihn noch niemals zuvor im Leben gesehen hat. Indes zurück zum eigentlichen Gegenstande unserer Ausführungen.
Die Aufforderung zu einer „Überwindung des Willens zum Leben“ mag möglicherweise für unsere westliche Gesellschaft insgesamt fatal klingen, keineswegs jedoch pro illis qui cogitant. Freilich wohnt jedem Wesen der natürliche Hang zum Leben inne, und es war schließlich unser Dichterfürst Goethe, der jenen schönen Satz prägte: „Wie es auch sei, das Leben ist gut!“ Wer von uns etwa würde nicht alles daransetzen, sein Leben zu erhalten, so es von außen bedroht würde, wer nicht dem rasenden Bären zu entrinnen suchen, der sich anschickt, sein Opfer zu verschlingen? Wer, der gesunden Sinnes, würde freiwillig den Tarpejischen Felsen erklimmen, um von dort sich herabzustürzen?
So aber haben wir jene Aufforderung nicht zu verstehen. Wir haben jene „Überwindung des Willens zum Leben“ keineswegs in einer immanenten, sondern in einer höchst transzendenten Bedeutung zu suchen; „Überwindung des Willens zum Leben“ kann demnach für uns nichts anderes bedeuten als nicht zu wünschen, daß wir ein weiteres Mal in die Welt zurückkehren, erneut in den Kreislauf der Wiedergeburten eintreten müssen. Unser Wunsch muß es sein, auf ewig in ein höheres Jenseits Eingang zu finden – ob wir dieses nun als Nirwana, als Paradies, als ewiges Leben oder sonstwie bezeichnet wissen wollen.
Nun zu Deinen beiden Fragen:
Ad 1) ob die rein intellektuelle Erkenntnis jener in Deinem Briefe erwähnten Schlußfolgerungen hinreichend sei?
Diese Frage glaube ich ohne zu zögern mit nein beantworten zu dürfen. Die rein intelligible Seite einer Erkenntnis impliziert ja noch keineswegs Zustimmung oder gar Geneigtheit des Willens, wie wir immer wieder zu beobachten die Gelegenheit erhalten; hierzu bedarf es die Seele geneigt zu stimmen, damit unser innerstes Wesen gleichsam im Einklang mit dem Willen des höchsten Wesens stehe, daß gleichsam diese Wahrheit Eingang in unser innerstes Wesen, also in unsere Seele finde und also jener unsterbliche Teil in uns, da wir die Seele ja einmal als unsterblich und ewig gesetzt haben, nach unserem Tode auch als ewig und unsterblich, mit dieser Erkenntnis ausgestattet, in einem höheren Jenseits zu verweilen vermag. Eine nicht also gestimmte Seele wird dort keine Bleibe finden und wieder in ein irdisches Gefäß gebannt werden, um ins Diesseits zurückzukehren. Da unser intellektueller Teil ja, wie wir sagten, dem Wesen nach vergänglich ist, mit dem Tode zu existieren aufhört und einzig unsere Seele Eingang in die Ewigkeit finden kann, kann eine Erfassung jener Wahrheiten von rein intellektueller Art mitnichten hinreichend sein.
Ad 2) ob mit diesen Erkenntnissen auch ethische bzw. moralische Aspekte untrennbar verbunden seien?
Diese Frage glaube ich ohne zu zögern mit ja beantworten zu dürfen. Jener Einwurf, wir müßten die Welt, da sie ja gewissermaßen nur ein Produkt unserer Vorstellung sei, nun gleichsam als Scheinwelt begreifen und daß sie deshalb recht eigentlich gar nicht existiere; daß es deshalb nicht verlohne, Richtlinien festzusetzen, weil ja auch unsere sogenannte Tugend nur Trug sein könne; jener Einwurf, sage ich, ist meines Erachtens ein gar gefährlicher Paralogismus, dem wir unter keinen Umständen erliegen dürfen. Nur durch wohltätiges Wirken und Handeln im Diesseits werden wir jemals irgend die Möglichkeit erlangen, unseren besseren, ewigen Teil bereit zum Eintritt ins Nirwana zu machen. Gehen wir nämlich notwendig davon aus, daß der Großteil unserer Menschheit sehr diesseitsbezogen und irdisch organisiert ist und diese Welt zumeist sehr wohl als real und kaum als so komplex annehmen wird, wie wir es im bisher Gesagten getan haben, so ist auch evident, daß diese, ganz dem Stofflichen, Materiellen verhaftet und nur einen geringen Begriff von jenem Leidenswesen ahnend, wohl kaum jemals imstande sein werden, zu jener zitierten „Überwindung des Willens zum Leben“ zu gelangen. Ich denke vielmehr, daß gerade, weil wir die Welt als Resultat unserer Vorstellung begreifen, wir ihr eben deshalb weniger tatsächlichen Gehalt zubilligen als jene, die sie als real begreifen und die damit ihre Werte auch im ebenso Sinnlichen suchen, wie sie die Welt selbst ansehen; der Weise aber findet seine Werte, d. h. die Tugenden, ebenso im transzendentalen Bereich, als er die Welt nur als ein Gebäude seiner Vorstellungen, ja gleichsam selbst als große Idee erkennt und demnach auch die sich daraus ergebenden Schlüsse aus seiner Weltanschauung, das sind jene moralischen Gesetze, die sich aus dieser Idee ergeben und welche z. B. der Buddhismus mit Mitgefühl und heilender Hinwendung als oberste Gebote erkannt hat, im Bereich der Ideen wurzeln. Es ist daher nach meinem Dafürhalten unbillig zu sagen, ein Mensch werde sich kaum für eine bessere Welt einsetzen, der ihr nur Scheingehalt zubillige; halten wir unsere Ideen doch keineswegs für Schein, sondern für eine Emanation und Offenbarung unseres göttlichen Teiles, der Seele. Aus dem eben Gesagten scheint mir folgerichtig bewiesen, daß ethische und moralische Gesetze im religiösen Kontext unerläßlich seien und die Befolgung derselben der einzige Weg im irdischen Leben ist, unsere Seele nachgerade in jenen Zustand zu versetzen, aus jenem circulus vitiosus des ewigen Kreislaufes der Wiedergeburten, so wir von deren Existenz ausgehen, ausbrechen zu können.
Deine abschließenden Überlegungen, daß der rohen Masse die Religion der Philosophie gegenüber als das bei weitem zugänglichere Mittel erscheint, sind völlig folgerichtig; in der Tat bietet die Religion für deren Majorität eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Dennoch regt sich in mir stets ein leichter Widerwille, wo ich Menschen blindlings einer Religion folgen sehe, ohne daß sie diese zunächst durch Vernunftgründe und philosophische Überlegungen geprüft hätten, wozu es den meisten denn freilich am nötigen Witz gebricht. Pascal sagt darüber völlig mit Recht: „Man muß zu zweifeln wissen, wo es nötig ist, etwas als sicher annehmen, wo es geboten ist, und sich unterordnen, wo es notwendig ist. Wer nicht also verfährt, begreift die Macht der Vernunft nicht. Es gibt welche, die gegen diese drei Prinzipien verstoßen; entweder, indem sie alles als beweisbar ansehen, weil sie sich nicht auf Beweisführung verstehen, oder indem sie an allem zweifeln, weil sie sich nicht unterzuordnen wissen, wo es notwendig ist, oder indem sie sich allem unterordnen, weil sie nicht zu urteilen verstehen.“
Die Philosophie leistet also in vielerlei Hinsicht, was die Religion ihren Jüngern verspricht, und ich denke freilich, daß jener, der einer Religion ohne tieferer Überzeugung oder nur aus bloßer Gewohnheit folgt und sich ihren Grundsätzen bedingungslos unterwirft oder aber ihr indifferent gegenübersteht, kaum jemals einen wahren Begriff von Religiosität erfassen zu können wird imstande sein. Es bedarf größtmöglicher göttlicher Gnade und Einsicht des Herzens, um ohne jegliche philosophische Erkenntnis jenen Anspruch als ein treuer und rechter Anhänger seiner Religion zu rechfertigen. Ich meine, eine Religion gänzlich ohne Philosophie hat keinen Bestand, und eine Philosophie gänzlich ohne Religion ebenso nicht. Das Allegorische einer Religion wird immer einer gewissen philosophischen Auslegung bedürfen, um sie für den Menschen verständlich und transparent zu machen, und die rein menschliche Weisheit der Philosophie wird immer auch eines Gegenstandes jenseits ihrer selbst bedürfen, auf den sie verweisen kann, um sich gleichsam selbst zu transzendieren. Wenn Du bemerktest, die Philosophie trage ihre Beglaubigung in sich selbst, so verstehe ich dies wohl daher, daß ihre Aufgabe nicht vorzugsweise darin bestehet, auf einen Gegenstand außerhalb ihrer selbst zu verweisen, wie dergleichen bei der Religion der Fall ist, sondern sie ihre Philosopheme und Schlüsse aus sich selbst bezieht. Wenn ich daher sagte, keine Philosophie könne gänzlich ohne Religion bestehen, so meinte ich damit schlechterdings, daß ich keine verständige Philosophie kenne, welche ausschließlich in den Bezirken menschlicher Weisheit befangen ist und sich mit dem zufrieden gibt, was sie aus sich selber zu schöpfen vermag. Keine vernünftige Philosophie kommt ohne Begriffe aus, die auf Gott verweisen und also in jener ersten und wichtigsten Erkenntnis, daß ein Gott ist, die eigentliche Grundlage für ihre Lehre findet.
Abschließend muß ich wohl gestehen, daß ich als überzeugter Christ meinem katholischen Glauben zu sehr verhaftet bin, als daß ich etwa eine andere Religion als meinem Wesen korrespondierend in Betracht ziehen könnte. Dies hat nicht etwa damit zu tun, daß ich dem Buddhismus etwa weniger Wahrheit zubilligen würde als dem Christentum, sondern weil ich für mich in der Liebe zu Jesum Christum mein Heil und meinen Trost gefunden habe und Jesus meine ganze Zuversicht ist. Daß der Buddhismus es im Gegensatze zu den meisten anderen Religionen stets verstanden hat, mit gewaltfreien Mitteln zu wirken, spricht in der Tat sehr für diese Religion, und mit Bedauern muß ich hierbei an die vielen unnützen und blutigen Schlächtereien denken, welche die Christen unter Heiden und anderen Völkern angerichtet haben. Die reine Lehre Jesu Christi aber steht gleichwohl herrlich und unbesudelt wie die erhabene Weisheitslehre Buddhas; wollen wir also denn, Bruder, wenn auch auf verschiedenen Wegen, so doch einst in dieselbe Glückseligkeit eintreten, so Gottes Wille uns diese Gnade zu gewähren beschlossen hat.

Es grüßt Dich

Th. v. K.




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