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Herbei, gottwillkommen, von nah und von fern
ihr vieledlen Fraue! – ihr Ritter und Herrn!
Herr Heinrich von Rispach, so werd’ ich genannt
bin auch als Henricus Scriptoris bekannt.
Ich schlage die Laute im Wald so im Feld
ich rühme die Fraue, ich preise den Held
gleich wie es euch frommt und gefällt!
 
Ein Spielmann gut bin ich, des freu’ ich mich sehr
viel künd’ ich den Fraue von Tugend und Ehr’;
der hochedlen Minne nur gilt mein Gesang,
der Maid meiner Leier holdseliger Klang!   
Der tugendhaft’ Schreiber, so werd’ ich genannt
viel sing’ ich der Weisen zu Stadt und zu Land
der huldreichen Minne zum Pfand!
 
Wir Spielmänner heißen mit Fug und mit Recht
Frau Holdas geliebtes, hochedles Geschlecht!
Viel hat man der Mären zur Wartburg erzählt
vom Sängerstreit und von den Dichtern der Welt.
Die Meister des Minnesangs pries man alldort
als Heinrich der Schreiber, so leb’ ich nun fort
des Minnelieds Hüter und Hort!
 
Im Maien, im Maien, da grünet die Flur
da blühen die Hecken, da sproßt die Natur.
Da blüht auch die Minne im Busen so mild
und weckt in den Maiden manch sehnsüchtig Bild.
Wenn draußen vorm Tore die Liebliche ruht
da schlag’ ich die Laute mit kühnlichem Mut
daß schauert ihr schamhaftes Blut!

Wie grüß’ ich dich, Frühling, du wonniger Held

du weckest zur Lust und zur Blüte die Welt!
Nun laß’ ich wohl Burg so als Schloß hinter mir
und walle auf blumigen Pfaden herfür!
In Dörfchen und Flecken so halte ich Rast
gern lädt man zum Sange den reisigen Gast
vergessen sind Mühe und Last!
 
Wohl unter der schattenden Ulme sodann
da schlage sogleich meine Laute ich an;
vorm Bronnen, vorm Bronnen, beim silbernen Quell
da rauscht es so kühle, da rauscht es so hell!
Wohl sing’ ich der Minne allzierlichstes Lied
den Maiden sind wie, wenn das Abendrot glüht
gleich Rosen die Wangen erblüht!
 
So grün, ach so grüne erblüht das Gefild
daß freudig im Busen das Herze mir schwillt!
Die Berge, der Himmel, wie sind sie so blau
es wiegt sich von Blumen die lachende Au!

Vom Burgtor, so schreit’ ich hernieder sobald
wenn rings in den Triften das Hifthorn erschallt
gar fröhlich in Heide und Wald!
 
Der Äther, wenn abends in Purpur versinkt
und goldener Schimmer vom Wolkensaum winkt;
wenn über den Wiesengrund Schatten sich dehnt,
das Abendrot Burgen und Höhen bekrönt!
Dann schweige, o Leier! – dein Werk ist vollbracht,
still, still! – schweige still! – es wird Nacht, es wird Nacht
das Wunder der Minne erwacht!


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