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Siehst du über grünen Auen
jenen mächt’gen Berg sich bauen
einem steinern Wächter gleich?
Um die felsbewehrten Türme
krächzen Raben, künden Stürme
von dem alten Heldenreich. 

Boten längst vergangner Taten
in der Klüfte Kemenaten
sagenreich der Berg verbirgt;
in der Bergeshalle Nische
dort am steinern Marmeltische
still der alte Kaiser sorgt. 

Dreifach ist sein Bart geschlungen,
da der Waffenlärm verklungen 
um des steinern Tisches Rund;
still ruhn Hofstaat, Paladine
jenen schließt mit starrer Miene
tausendjähr’ger Schlaf den Mund!  

Unterird’schen Quells Geriesel,
flüchtig, auf kristallnem Kiesel
hallend sich im Berge bricht;
hold erglänzt vom Mauerkleide
Tropfgefunkel wie Geschmeide,
das des Schläfers Brust umflicht! 

Schweigend ruhn die alten Helden
einer fernen Zeit zu melden
den Beginn der gold’nen Zeit!
Wenn geschehen Wunderzeichen,
Raben von dem Berge weichen,
blüht das Reich in Herrlichkeit! 

Und nach wieder tausend Jahren
so im Traum verflossen waren
dort die Felsenkammer bebt;
Waffenlärm erfüllt die Halle,
froher Hoffnung harren alle
als der Kaiser sich erhebt! 

Der, gebietend den Geschicken,    
unter tausend bangen Blicken
ruft den liebsten Paladin.
„Sag’ mir“, spricht er zu dem Knaben,
„fliegen draußen noch die Raben
an des Berges Felsen hin?“ 

„Ja, o Herr!“ gebeut der Diener,
ach! – entringt sich klagend jener
Seufzer tief des Kaisers Brust;
es versinken rings die Scharen
in den Schlaf, von tausend Jahren
fern von aller Erdenlust!



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