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Lehre

„Man muß zweifeln, wo es geboten ist, etwas für gewiß halten, wo es geboten ist, indem man sich unterordnet, wo es geboten ist.“

Mit diesem Theorem des französischen Mathematikers und Religionsphilosophen Blaise Pascal lassen sich dreierlei Grundsätze meiner Lehre beschreiben.

Man muß zweifeln, wo es geboten ist …

Am Anfang steht die menschliche Philosophie. Die Philosophie stellt Fragen und sucht Antworten zu geben. Als „Weisheitslehre“ schließt sie keinen Weg der Vernunft aus, um zu ihren Resultaten zu gelangen. Die Vernunft ist ihr erstes und höchstes Prinzip. Innerhalb dieser hat die Philosophie die mannigfachsten Richtungen und  Lehren ausgebildet, und nur die eigene Disposition wird bestimmen, welche  Lehre wir als die persönlich korrespondierende vorstellen; alle wahre Philosophie ist vernünftig, ebenso wie alle wahre Vernunft philosophisch ist.   

… etwas für gewiß halten, wo es geboten ist …

Die Wissenschaft als exakte Disziplin behauptet ihr Recht überall dort, wo es darum geht, Erkenntnis auf empirische Weise zu erlangen.  Im Gegensatz zur Philosophie steht ihr nur der Weg des Verstandes zu Gebote.  Die Natur ist ihr erstes und höchstes Prinzip. Ihre Aufgabe besteht darin, den logischen Kausalnexus der Naturordnung zu ergründen und ihre verborgenen Gesetze zu erforschen; sie dient so der Aufklärung des Menschen und seiner Emanzipation vom blinden und bewußtlosen Glauben. Ihre Teleologie muß konkret sein, und  ihre Legitimation hört dort auf, wo sie zu konkreten Erkenntnissen nicht mehr fähig ist und die Philosophie das Reich der Abstraktion und Spekulation betritt.

… indem man sich unterordnet, wo es geboten ist.

Die Theologie bzw. der Glaube suchen Antworten zu geben, wo Wissenschaft und Philosophie keine vernünftigen Antworten mehr geben können. Ihr Weg ist der Verstand sowohl als die Vernunft. Gott ist ihr erstes und höchstes Prinzip. Ihre Aufgabe ist, den Menschen durch den Glauben an ein höchstes, intelligentes Schöpferwesen mit dem animalischen Teil unserer Seele sowie unserer vergänglichen, sterblichen Natur auszusöhnen. Sie soll uns außerdem vor Aberglaube, Nihilismus, Atheismus sowie der humanspezifischen Absurdität und Frustration in Ansehung von Metaphysik (Theodizeefrage) im allgemeinen bewahren.

„Allein wir erkennen die Wahrheit nicht nur durch die Vernunft, sondern auch mit dem Herzen.“
Blaise Pascal

Die Poesie endlich fügt der Trinität Pascals noch jene vierte Dimension des Gefühls hinzu. In ihr lösen sich alle Grenzen und Widersprüche von Philosophie, Wissenschaft und Theologie auf und werden zusammen mit dem Gefühl zur Poesie. Die Phantasie ist ihr erstes und höchstes Prinzip. Ebenso wie die Philosophie hat auch die Poesie die unterschiedlichsten Arten hervorgebracht. Da meine Poesie die spezifisch romantische heißt, ist es notwendig, das Wesen der Romantik zu bestimmen. Ihre Substanz ist die Sehnsucht, ihre Akzidenzien Vergangenheit, Natur und Mystik; gleichnishaft wird so das Sinnliche zum Symbol des Geistigen, eine poetische Transsubstantiation: die Vergangenheit wird zur Zukunft, die Natur zur Kunst und die Mystik weist von einer sinnenhaften und vergänglichen Welt auf jene geistige und unvergängliche Welt des Ewigen, dessen innerstes Wesen unaussprechlich und geheimnisvoll bleibt; als Symbol für diese Vision steht die „Blaue Blume“ des Novalis.