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Da draußen auf der Heide
bei dem Wacholderbaum

da ruhten einst wir beide

im ersten Minnetraum.

Kaum wagt’ ich zu erheben
zu dir den scheuen Blick:
und doch, o Gott, welch Beben! –
in meiner Brust, welch Glück!


Das himmlischste Entzücken,
all süßer Wahn zu zweit;
lag in den Kinderblicken
voll reinster Seligkeit!
Wie pochte laut mein Busen
da zitternd meine Hand
sich zag’, in scheuem Kosen
in deinen Locken fand!

Dein Lächeln, wie die Sonne
drang tief in meine Brust;
uns schauerte für Wonne,
uns selber kaum bewußt!
Ich stand, verwirrt und bange
da hauchtest du zum Schluß
auf meine glüh’nde Wange

den ersten Liebeskuß!

Mir schwanden fast die Sinne
von Seligkeit und Scham;
die Bangigkeit der Minne
uns plötzlich überkam.
Nie werde ich’s vergessen
da du, errötend, flohst;

ich trunken war indessen
von deinem Minnetrost!

Die holden Märchenjahre
viel rascher, als gedacht! –
uns jugendlichem Paare

entflohen über Nacht!
Du schwandst aus meinem Leben
ich weiß kaum wie, dahin;

dem Schicksal still ergeben,
schlug dich mir aus dem Sinn!

Was bloß aus dir geworden? –
Frag’ ich doch manches Mal;
wenn schwer mein Herz von Bürden,

erglüht in Liebesqual!
Da wünscht’ ich, daß dein Lächeln

nocheinmal mich berührt,
dein sanftes Unschuldsfächeln
ins Himmelreich entführt!

Nocheinmal möcht’ ich fühlen

der reinen Liebe Lust!
Die heiße Stirne kühlen

an deiner Engelsbrust!

Das süße Weh im Leide
trink’ ach! – ich wie im Traum;   
da draußen auf der Heide

bei dem Wacholderbaum!




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