Tief im Eichenhain
webt im Dämmerschein
grün umrankter Mauertrümmer
Abendröte ihren Schimmer.
Ach wie still und weit
die Waldeinsamkeit!
Nur des Windes leises Flüstern
spielt im Laube hoher Rüstern.
Rings um Turm und Tor
wallt wie Schattenflor
wilder Wein, und dunkler Eppich
breitet seinen grünen Teppich.
Zwischen Eiben sieht
dicht vom Dorn umblüht
man das alte Beinhaus ragen,
halb zerstört, aus grauen Tagen.
Ohne Dach, ganz frei
türmt sich die Abtei
Mauern, Bögen schier zerfallen
über öden Säulenhallen.
Hoch am Mauerrest
baut die Schwalb’ ihr Nest
um den Chor, wo Nesseln schwanken
flicht der Efeu seine Ranken.
An den Kreuzgang reiht
aus uralter Zeit
dicht bemoost sich Zell’ an Zelle,
dämmernd nur in fahler Helle.
Auf den Bögen ruht
noch die Abendglut
doch mit heimlichem Geflüster
sinkt die Welt ins Waldesdüster.
Sieh, es blinkt von fern
schon der Abendstern
über dunklen Eichenkronen
in des Waldes Regionen.
Im Gewirr des Krauts
rufen Eul’ und Kauz,
flattern durch die leeren Fenster
wie geflügelte Gespenster.
Aus dem Wolkenflor
schifft der Mond hervor,
übergießt mit Silberschimmer
dort die alten Mauertrümmer.
Irrlicht hier und dort
flammt am Trümmerort
Nebelstreif umwallt die Quelle,
Sylphentanz die Waldkapelle.
Alle Welt geweiht
der Vergänglichkeit!
Durch den Staub der öden Hallen
sieht man Totengeister wallen.
Ach, ein Gleichnis nur
ist in der Natur
wie im ganzen Weltgetriebe
stets der Kampf von Tod und Liebe!
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