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Als einstens ich spazieren ging
sah ich am Wegesrande
wie dort, zum Unterpfande,
ein hölzern Täflein hing;
an einer alten Ulme Stamm
war schüchtern es gebunden, 
kaum hätt’ ich es gefunden
da ich vorüberkam.

Mit Moos und dürren Flechten dran
und Lettern, halb verblichen,
die schon den Jahren wichen
sah es mich schweigend an.
Der Name eines Knaben, schon
verblaßt, war drauf zu lesen
und auch, daß er gewesen
der Eltern einz’ger Sohn!

„Er schied von uns im sechsten Jahr!“ –
dort stand es, grau verwittert,
und ich gar tief erschüttert,
weil’s, ach! – so traurig war!
Fühlst du, wie groß solch Schmerzen sind? 
schien es mich stumm zu fragen;
du wolltest wohl auch klagen
um dein geliebtes Kind!

Doch stand mit schlichter Innigkeit:
Hab’ Dank, Herr, für den Knaben! –
wir durften doch ihn haben,
wenn auch nur kurze Zeit!
Drum Pilger, so allhier du stehst
wir bitten, Gott belohn’ es:
gedenke unsres Sohnes
eh’ du vorübergehst!



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