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Mensch. Mißverhältnis des Menschen [1].

 

9 – (Dahin also führen uns die natürlichen Erkenntnisse. Wenn dieselben nicht wahr sind, so gibt es keine Art von Wahrheit im Menschen, und wenn sie wahr sind, so findet er darin einen bedeutenden Grund zu seiner Demütigung und sieht sich gezwungen, sich auf die eine oder andere Weise zu erniedrigen.

Und da er ohne an dieselben zu glauben nicht fortbestehen kann, so wünsche ich, noch ehe er sich an umfassendere Untersuchungen der Natur macht, daß er diese wie sich selbst einmal ernsthaft und in Muße betrachtet und erwägt, ob er durch den Vergleich dieser beiden Gegenstände in irgendwelchem Verhältnisse zu ihr steht.) 

Der Mensch soll also die gesamte Natur in ihrer hohen und vollkommenen Majestät betrachten, seinen Blick von den niedrigen Gegenständen, die ihn umgeben, abwenden; er betrachte jenes strahlende Licht, als eine ewige Lampe zur Erleuchtung des Universums geschaffen; die Erde erscheine ihm im Vergleich zur ungeheuren Bahn, die jenes Gestirn beschreibt [2], nur als ein Punkt, und er erstaune darüber, daß diese ungeheure Bahn selbst nur ein höchst unbedeutender Punkt in Hinblick auf jene andere Bahn ist, den diese Sterne, welche am Firmamente dahinrollen, umfassen [3]. Wenn aber unsere Erkenntnis an diesem Punkte stehenbleibt, dann soll die Einbildungskraft darüber hinausgehen [4]; sie wird der spekulativen Ideen eher überdrüssig werden als die Natur, dieselben zu liefern. Die ganze sichtbare Welt ist nichts weiter als ein nicht wahrnehmbarer Anflug im umfassenden Kreise der Natur, keine Vorstellung reicht an sie heran. Wir können unsere Spekulationen noch so sehr jenseits der vorstellbaren Räume ausdehnen, wir bringen im Vergleich zu den wirklichen Dingen doch nur Atome hervor. Die Natur ist ein unendlicher Kreis, dessen Mittelpunkt überall und dessen Umgebung nirgendwo ist [5]. Endlich ist es der größtmögliche aller fühlbaren Wesenszüge der göttlichen Allmacht, daß sich unsere Einbildungskraft in derselben Betrachtung verliert.

Wenn der Mensch wieder zu sich selbst gekommen ist, so soll er bedenken, was er selbst im Vergleich zu dem darstellt, was ist, er betrachte sich gleich einem Verirrten in diesem von der Natur abgewandten Winkel und er lerne von dieser kleinen Kerkerzelle aus, wo er seine Heimstätte gefunden hat – ich verstehe darunter das Universum – die Erde, die Königreiche, die Städte und sich selbst nach ihrem rechten Werte schätzen [6].

Was ist ein Mensch bloß im Unendlichen?

Aber um ihm ein anderes, ebenso erstaunliches Wunder zu zeigen, soll er sich der Untersuchung von Dingen zuwenden, worin er die allerfeinsten Dinge erkennt, eine Milbe [7] soll ihm in der Kleinheit ihres Körpers noch unvergleichlich kleinere Dinge zeigen, die Beine mit ihren Gelenken, die Venen in ihren Beinen, das Blut in ihren Venen, die Körpersäfte in diesem Blut, die Tropfen in ihren Säften, die Dämpfe in diesen Tropfen, sodaß er, jene letzten Dinge noch teilend, seine Kräfte bei dergleichen Vorstellungen erschöpft und der letzte [unteilbare] Gegenstand, zu dem er gelangen kann, nun jener unserer Ausführungen sei. Er wird vielleicht denken, daß darin die kleinste Einheit der Natur bestehe.

Ich möchte ihn darin eine neue Art von Tiefe erkennen lassen, ich möchte ihm nicht allein den Makrokosmos vor Augen führen, sondern auch jenen Begriff der Unendlichkeit, den man von der Natur aus dem geschlossenen Raum dieses verkleinerten Atoms erhält. Er soll darin unendlich viele Welten erblicken, wovon jede einzelne ihr Firmament, ihre Planeten und ihre Erde, im selben Umfange als die sichtbare Welt, besitzt, und auf dieser Erde wiederum Tiere, und zuletzt Milben, in denen er wiederum finden wird, was ihm die ersten bereits gezeigt haben, und wenn er in den folgenden stets dieselben Dinge ohne Ende und ohne Unterlaß vorfindet, soll er sich schließlich in diese Wunder verlieren, die in ihrer Kleinheit ebenso erstaunlich sind wie andere durch ihre gewaltige Ausdehnung [8]! Denn wer wird nicht darüber erstaunen, daß unser Körper, der im Universum gerade eben noch nicht wahrnehmbar war, in jenem Universum, das selbst wiederum im Kreislauf des Ganzen nicht wahrnehmbar war, daß also unser Körper nun ein Gigant, eine Welt oder vielmehr ein All ist in Hinblick auf das Nichts, wohin man nicht zu gelangen vermag?

Wer sich auf diese Weise betrachtet, wird über sich selbst erschrecken, und indem er sich von jener Masse, welche die Natur ihm zwischen diesen beiden Abgründen, dem Unendlichen und dem Nichts, errichtet hat, getragen glaubt, wird er beim Anblick dieser Wunder erzittern, und ich glaube, wenn seine Wißbegier in Bewunderung umschlägt, so wird er sich eher dazu geneigt fühlen, sie in Ruhe zu betrachten anstatt sie voller Dünkel zu untersuchen; denn was ist letztlich der Mensch in der Natur? Ein Nichts im Vergleich mit dem Unendlichen, ein All im Vergleich mit dem Nichts, ein Mittelding zwischen nichts und allem [9], unendlich weit entfernt, die Extreme zu erfassen. Das Ende aller Dinge sowie deren Anbeginn sind für ihn unwiederbringlich in ein unergründliches Geheimnis gehüllt (was soll er also begreifen können? er ist), er ist gleichermaßen unfähig, das Nichts zu erkennen, dem er entrissen worden, als das Unendliche, das ihn gleichsam verschlingt.

Was wird er also in seiner unendlichen Verzweiflung, weder deren Anfang noch deren Ende zu erkennen, anderes wahrnehmen, wenn nicht einen äußerlichen Schein von der Mitte jener Dinge? Sämtliche Dinge sind aus dem Nichts hervorgegangen und werden bis zum Unendlichen geführt. Wer wird diesen erstaunlichen Schritten folgen können? Der Schöpfer dieser Wunder begreift sie. Niemand sonst ist dazu imstande. Mangels Betrachtung dieser unendlichen Dinge haben sich die Menschen vermessenerweise der Untersuchung der Natur zugewandt, und das auf eine Weise, als ob sie in irgendwelchem Verhältnisse zu ihr stünden.

Es ist etwas Sonderbares, daß die Menschen die Ursprünge der Dinge zu begreifen begehrten, um von dort sich in den Besitz der Allwissenheit zu bringen – mit einem Hochmut, der ebenso unendlich ist wie ihr Gegenstand, denn es steht außer Zweifel, daß man dergleichen Absicht nicht ohne Dünkel oder ohne einer naturgleichen, unendlichen Fähigkeit hegen kann.

Wenn man eingeweiht ist, so begreift man, da die Natur ihr und ihres Schöpfers Bild in allen Dingen bezeichnet hat, daß beinahe all diese Dinge an ihrer amphibolischen Unendlichkeit teilhaben: auf diese Weise erkennen wir, daß in Ansehung des Umfanges ihrer Untersuchungen alle Wissenschaften unendlich sind, denn wer zweifelt wohl daran, daß die Geometrie etwa eine unendliche Anzahl von unendlich vielen Lehrsätzen darzulegen hat? Sie sind ebenso unendlich in der Mannigfaltigkeit und Feinheit ihrer Prinzipien, denn wer erkennt nicht, daß jene, die man als die letzten setzt, nicht durch sich selbst bestehen können und auf andere gestützt sind, die, da diese wiederum andere zur Stütze haben, niemals ein Ende gestatten?

Wir aber setzen dieses Ende, das für die Vernunft sichtbar ist, so wie man mit den stofflichen Dingen verfährt, wo wir einen unteilbaren Punkt denjenigen Punkt nennen, jenseits welchem unsere Sinne nichts mehr wahrnehmen, obschon er seinem Wesen nach unendlich teilbar ist.

Von jenen beiden Unendlichen in den Wissenschaften ist die der Größe viel deutlicher, und daher ist es einigen Leuten eingefallen, zu behaupten, daß sie über alle Dinge Bescheid wüßten. “Ich spreche nun bald über alles“, behauptete Demokrit [10]. (Doch außer daß es verflucht wenig ist, einfach nur davon zu reden, ist es gleichwohl unmöglich, dergleichen zu tun, ohne sie vorher zu untersuchen und zu kennen, da die unendliche Mannigfaltigkeit der Dinge uns so verborgen ist, daß alles, was wir durch Worte oder Gedanken auszudrücken vermögen, nur eine unsichtbare Spur davon ist. Daraus erhellt, wie töricht, unnütz und unwissend jener Titel mancher Bücher ist, De omni scibili [11].)

(Man sieht auf den ersten Blick, daß allein die Arithmetik zahllose exakte Erkenntnisse liefert, ebenso jede andere Wissenschaft.)

Aber die Unendlichkeit im Mikrokosmos ist viel weniger deutlich. Die Philosophen haben viel eher den Anspruch erhoben, bis dorthin zu gelangen, und eben daran sind alle gescheitert. Dieser Umstand hat zu solch banalen Titeln wie Über die Grundlagen der Dinge oder Über die Grundlagen der Philosophie [12] geführt, und zu ähnlichen, freilich ebenso pomphaften, obwohl sie es nach außen hin weniger scheinen als jener andere, der geradezu ins Auge springt: De omni scibili.

Man hält sich naturgemäß für weitaus fähiger, bis zum Kern der Dinge vorzudringen, als deren Umgebung zu erfassen, und die wahrnehmbare Ausdehnung der Welt geht offenbar über uns hinaus. Aber ebenso, wie wir selbst über die kleinen Dinge hinausgehen, halten wir uns auch für fähiger, sie zu beherrschen, und dennoch bedarf es nicht weniger an Gewandtheit, um bis zum Nichts zu gelangen als bis zum All. Es bedarf zum einen wie zum anderen einer unendlichen Gewandtheit, und es erscheint mir, daß jener, der die letzten Prinzipien der Dinge erfaßt hätte, ebenso zur Erkenntnis des Unendlichen zu gelangen vermöchte. Eines bedingt das andere, und das eine führt zum andern. Diese Extrema berühren einander und vereinigen sich, gerade weil sie sich voneinander entfernt haben, und lassen sich in Gott finden – nur in Gott allein. Erkennen wir also unsere Bedeutung: wir sind etwas, aber wir sind nicht alles. Was wir vom Dasein besitzen, beraubt uns der Erkenntnis der ersten Grundlagen, die aus dem Nichts erwachsen, und das Wenige, das wir vom Dasein besitzen, verbirgt uns den Blick auf das Unendliche.

Unser Verstand nimmt in der Reihe der erfaßbaren Dinge denselben Rang ein wie unser Körper in der ausgedehnten Natur.

In jeder Weise beschränkt, läßt sich derselbe Zustand, der die Mitte zwischen beiden Extrema einnimmt, in all unseren Fähigkeiten antreffen. Unsere Sinne nehmen keinerlei Extrema wahr; zuviel Lärm betäubt uns, zuviel Licht blendet, zu große Entfernung wie zuviel Nähe behindern unseren Blick. Zu große Länge oder Kürze in der Rede verdunkelt ihren Sinn, zuviel Wahrheit erschreckt uns. Ich kenne einige, die nicht begreifen können, daß, wenn jemand Vier von Null abzieht, Null als Rest übrigbleibt. Die ersten Grundlagen sind zu offensichtlich für uns [13]; zuviel Vergnügen bekommt uns nicht [14], zuviel Harmonie in der Musik mißfällt und zuviele Wohltaten verärgern uns. Wir wollen etwas haben, womit wir unsere Schuld begleichen können. Beneficia eo usque laeta sunt dum videntur exsolvi posse; ubi multum antevenere pro gratia odium redditur [15]. Wir empfinden weder übermäßige Hitze noch Kälte, extreme Eigenschaften sind uns widerlich und nicht fühlbar, wir empfinden sie nicht mehr, wir erleiden sie. Allzugroße Jugend und allzuhohes Alter lähmen den Geist, ebenso wie ein Zuviel und ein Zuwenig an Bildung [16]. Kurz, extreme Dinge muten uns an, als ob sie überhaupt nicht existierten, und in Hinblick auf sie existieren wir selbst überhaupt nicht; denn entweder entgehen sie uns oder wir ihnen [17].

Das ist unser wahrer Zustand. Das macht uns zu sicherem Wissen wie zu vollkommener Unwissenheit gleichermaßen untauglich. Wir treiben in einer ungeheuren Mittelmäßigkeit, immer unsicher und schwankend, von einem Ende zum anderen geworfen [18]. Jeder Anhaltspunkt, an den wir uns zu klammern und festzuhalten gedachten, gerät ins Wanken und entfleucht uns, und wenn wir ihm folgen, so entzieht er sich unserem Zugriff, er entgleitet uns und wendet sich zu ewiger Flucht. Nichts bleibt unseretwegen stehen, das ist der für uns natürliche Zustand, wenn auch gleich der unserer Neigung am meisten entgegengesetzte. Wir brennen vor Verlangen, einen festen Platz und eine letzte, beständige Grundlage zu finden, um darauf einen Turm zu errichten, der sich bis ins Unendliche erhebt, aber unser gesamtes Fundament bricht und die Erde tut sich abgrundtief auf.

Lasset uns denn überhaupt keine Sicherheit und Festigkeit suchen. Unsere Vernunft wird immer von der Unbeständigkeit der äußerlichen Erscheinungen irregeführt, nichts vermag das Endliche zwischen den beiden Unendlichen festzuhalten, welche ersteres einschließen und sich ihm entziehen.

Wenn man dergleichen recht begriffen hat, so glaube ich, daß man sich still verhalten wird, jeder in jenem Zustande, den ihm die Natur angewiesen hat.

Da dieses Mittelmaß, das uns zuteil geworden ist, stets von den Extremen entfernt bleiben wird, was spielt es da für eine Rolle, wenn ein anderer ein wenig mehr Einblick in die Beschaffenheit der Dinge besitzt? Wenn er dergleichen besitzt und wenn er sie von einem geringfügig höher gelegenen Standpunkte aus betrachtet, bleibt er dann nicht immer noch unendlich weit vom Ziel entfernt? Und ist die Dauer unseres Lebens im Vergleich mit der Ewigkeit nicht ebenso unbedeutend, ob es auch gleich zehn Jahre länger währt?

In Ansehung jener Unendlichen ist alles Endliche einerlei [19], und ich sehe keinen Grund, weshalb man seine Gedanken eher auf das eine als auf das andere stützen sollte. Allein der Vergleich, den wir zwischen uns und dem Endlichen anstellen, bereitet uns Kummer.

Wenn der Mensch sich selbst erforschte [20], so würde er zuallererst sehen, wie unfähig er ist, darüber hinauszugehen. Wie wäre es möglich, daß ein Teil das Ganze erkennte? Aber er wird vielleicht erwarten, wenigstens jene Teile zu erkennen, zu denen er in Beziehung steht. Aber die Teile des Ganzen haben alle eine solche Beziehung und eine solche Verknüpfung untereinander, sodaß ich glaube, daß es unmöglich ist, das eine ohne das andere und ohne das Ganze zu erkennen.

Der Mensch etwa steht zu allem, was er erkennt, in Beziehung: er bedarf des Raumes, der ihn fassen kann, der Zeit, um fortzudauern, der Bewegung, um leben zu können, der Bausteine, aus denen er sich zusammensetzen kann, der Wärme und der Nahrung, um sich zu erquicken, der Luft, um atmen zu können. Er sieht das Licht, er fühlt die Körper, kurz, alles unterliegt der Verbindung mit ihm [21]. Man muß also, um den Menschen zu begreifen, zunächst wissen, woher es kommt, daß er der Luft bedarf, um existieren zu können, und um Kenntnis über die Luft zu erlangen, muß man wissen, wodurch sie diese Beziehung auf das menschliche Leben hat usw.

Das Feuer kann nicht ohne Luft bestehen. Ergo, um das eine zu begreifen, muß man auch das andere kennen.

Da also sämtliche Dinge verursacht werden und selbst Ursache sind, gestützt werden und selbst Stütze sind, mittelbar und unmittelbar sind, und sich alle durch ein natürliches und unsichtbares Band, das die entferntesten und mannigfaltigsten Dinge miteinander verknüpft, wechselweise erhalten, halte ich es für ebenso unmöglich, die Teile ohne das Ganze zu erkennen, wie auch das Ganze zu erkennen, ohne insonderheit seine Teile zu kennen.

(Die Ewigkeit der Dinge in sich selbst oder der Dinge in Gott muß überdies Erstaunen in Ansehung unserer kurzen Lebensdauer erregen.

Die feste und beständige Unbeweglichkeit der Natur muß im Vergleich zur kontinuierlichen Veränderung in uns selbst die nämliche Wirkung hervorbringen.)

Und was unser Unvermögen, die Dinge zu erkennen, vollkommen macht, ist jener Umstand, daß sie an und für sich einfach sind und daß wir aus zwei widersprüchlichen Naturen von unterschiedlicher Art bestehen – der Seele und dem Körper, denn es ist unmöglich, daß jener Teil in uns, der denkt, anders als rein geistig sei. Und wenn man behaupten wollte, daß wir lediglich materiell seien, so würde dies nur noch mehr ausschließen, daß wir zur Erkenntis der Dinge befähigt sind, da es doch nichts so ganz und gar Ungereimtes gibt als jene Behauptung, daß die Materie sich selbst erkennte. Es ist uns unmöglich, zu erkennen, auf welche Weise sie sich erkennen würde.

Und wenn wir folglich rein materiell sind, so sind wir außerstande, überhaupt etwas zu erkennen, und wenn wir aus Geist und Körper bestehen, so vermögen wir die rein geistigen oder materiellen Dinge nicht vollständig zu erkennen (da unser Suppositum [22], das bei dieser Erkenntnis wirkt, zu einem Teil geistig ist. Und auf welche Weise könnten wir die geistige Substanz vollständig erkennen, wenn wir einen Körper haben, der uns beschwert und zur Erde niederbeugt [23]?).

Von daher rührt, daß beinahe [24] alle Philosophen die Vorstellungen von den Dingen verwechseln und von materiellen Dingen geistig, und von geistigen Dingen materiell sprechen, denn sie behaupten kühnlich, daß die Körper zum Niedrigen neigen, daß sie zu ihrem Mittelpunkt streben, daß sie ihre Zerstörung meiden, daß sie den leeren Raum fürchten, daß sie Neigungen, Sympathien und Antipathien haben, welches sämtlich Eigenschaften sind, die nur den Geistern zukommen [25]. Und wenn sie von den Geistern sprechen, so betrachten sie diese wie an einen Raum gebunden und schreiben ihnen Bewegung von einem Ort zu einem andern zu, welches wiederum Eigenschaften sind, die nur den Körpern zukommen [26].

Anstatt die Vorstellungen von jenen reinen Dingen anzunehmen, übertünchen wir sie mit unseren Eigenschaften und drängen unser zusammengesetztes Wesen allen einfachen Dingen unserer Betrachtung auf.

Wer würde nicht glauben, wenn er uns sämtliche Dinge aus Geist und Körper zusammensetzen sieht, daß diese Synthesis uns überaus begreiflich wäre? Dessenungeachtet ist dies jener Gegenstand, den man am allerwenigsten begreift. Der Mensch ist sich selbst der wunderlichste Gegenstand der Natur, denn er kann nicht erfassen, was der Körper ist, und noch weniger [27], was der Geist ist, und weniger denn alles übrige, auf welche Weise ein Körper mit einem Geist verbunden sein kann. Das ist der Höhepunkt seiner Schwierigkeiten und dennoch sein eigentliches Wesen. Modus quo corporibus adhaerent spiritus comprehendi ab homine non potest, et hoc tamen homo est [28].

(Das ist ein Teil jener Ursachen, die den Menschen so unfähig machen, die Natur zu begreifen. Letztere ist auf zweierlei Weise unendlich, der Mensch hingegen ist endlich und beschränkt. Sie besteht und erhält sich unaufhörlich in ihrem Wesen, er hingegen ist vergänglich und sterblich. Die Dinge im einzelnen verfälschen und verändern sich jeden Augenblick, und er sieht sie nur im Vorbeigehen an. Sie besitzen ihren Anfang und ihr Ende, er hingegen erfaßt weder das eine noch das andere. Sie sind einfach, er hingegen besteht aus zwei unterschiedlichen Naturen.)

Zuletzt, um den Beweis für unsere Schwäche zu vollenden, werde ich mit diesen beiden Betrachtungen schließen.

 

231

 

Mensch. 3.

 

Der Mensch ist nur ein Schilfrohr, das schwächlichste der Natur – aber er ist ein denkendes Schilfrohr. Es ist unnotwendig, daß das gesamte Universum sich anschickt, ihn auszutilgen; ein Dunst, ein Tropfen Wasser genügt, ihn zu töten [29]. Wenn aber das Universum ihn auslöschen würde, so wäre der Mensch noch viel edler als das, welches ihn tötet, weil er ja um sein Sterben wie um jene Überlegenheit weiß, die das Universum über ihn behauptet. Das Universum weiß davon nichts.

 

232

 

All unsere Würde besteht demnach im Denken. Daran müssen wir uns wieder aufrichten, und nicht an Raum und Zeit, die wir nicht auszufüllen wüßten.

Mühen wir uns also, vortreffliche Gedanken zu hegen. Dies ist die Grundlage aller Moral.

 

233

 

Das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume erschreckt mich [30].

 

234

 

Tröstet euch! nicht von euch selbst müßt ihr das höchste Gut erwarten, sondern indem ihr umgekehrt nichts von euch selbst erwartet, müßt ihr es erwarten.

 

[XVII] DIE NATUR IST ENTARTET

und IRRTUM DER ANDEREN RELIGIONEN

 

235

 

Irrtum der anderen Religionen.

 

[Ein] Mohammed ohne Überzeugungskraft [31].

Seine Vernunftgründe müßten also überaus wirksam sein, da sie nur auf ihrer eigenen Überzeugungskraft beruhen.

Was verkündet er denn? Daß man ihm glauben muß.

 

236

 

Irrtum der anderen Religionen.

 

Die Anhänger der anderen Religionen haben keine Zeugen. Die Christen haben dergleichen. Gott fordert die anderen Religonen auf, solche Zeichen zu vollbringen. Jesaja, XLIII, 9-XLIV, 8 [32].

 

237

 

Wenn es einen einzigen Anfang für alles, ein einziges Ende für alles gibt – alles durch ihn, alles für ihn – dann muß uns die wahre Religion lehren, nur ihn zu verehren und nur ihn zu lieben. Wenn es aber nicht in unserer Macht steht, das zu verehren, was wir nicht erkennen und etwas anderes zu lieben als uns selbst, muß jene Religion, welche uns über diese Pflichten unterrichtet, uns auch über dieses Unvermögen belehren und uns dafür außerdem die Heilmittel lehren. Sie lehrt uns, daß durch einen Menschen (Adam) alles verloren gegangen ist und der Bund zwischen Gott und uns zerrissen ward, und daß durch einen anderen Menschen (Christus) der Bund wieder erneuert worden ist.

Wir werden in solchem Widerspruch zu dieser Liebe Gottes geboren, und es ist so notwendig, daß wir schuldig geboren werden müssen, oder Gott wäre ungerecht.

 

238

 

Rem viderunt, causam non viderunt [33].

 

239

 

Wider Mohammed.

 

Die Wahrscheinlichkeit, daß der Koran von Mohammed stammt, ist nicht größer, als daß das Evangelium von Matthäus stammt, denn es wird im Laufe der Jahrhunderte von mehreren Verfassern zitiert. Selbst die Feinde des letzteren, Celsus und Porphyrius, haben dies nie in Abrede gestellt [34].

Der Koran besagt, daß Matthäus ein guter Mensch war. Also war Mohammed ein falscher Prophet, entweder, weil er böse Menschen als gute Leute bezeichnete, oder weil er nicht damit einverstanden war, was sie über Jesus Christus gesagt haben.

 

240 [35]

 

Was haben die Menschen ohne diese göttlichen Erkenntnisse tun können, als sich entweder an dem verbliebenen, inneren Gefühl ihrer vergangenen Größe aufzurichten oder in Ansehung ihrer gegenwärtigen Schwäche zu verzagen? Denn da sie die gesamte Wahrheit nicht erkennen, haben sie zu keiner vollkommenen Tugend zu gelangen vermocht, und indem die einen die Natur als ursprünglich und die anderen als unheilbar betrachten, sind sie entweder dem Hochmut oder der Trägheit erlegen, welche die beiden Ursachen aller Laster sind, weil den Menschen ja nur die Wahl bleibt, sich dem Laster entweder aus Schändlichkeit hinzugeben oder ihm durch Hochmut zu entkommen. Denn wenn sie die Vorzüglichkeit des Menschen erkennen, so übersehen sie doch seine Verderbtheit, sodaß sie wohl die Trägheit vermieden, aber sich im Hochmut verlören, und wenn sie die Schwäche der Natur erkennen, so übersehen sie doch deren Würde, sodaß sie wohl die Eitelkeit zu vermeiden imstande wären, aber nur, indem sie sich in Verzweiflung stürzten.

Von daher kommen die verschiedenen Schulen der Stoiker wie der Epikureer, der Dogmatiker wie der Akademiker usw.

Die christliche Religion allein hat jene beiden Untugenden zu heilen vermocht; nicht dadurch, indem sie das eine durch das andere mittels irdischer Weisheit ausgetrieben, sondern indem sie das eine wie das andere durch die schlichte Natürlichkeit des Evangeliums ausgetrieben hat. Denn sie lehrt die Gerechten, welche sie bis zur Gemeinschaft mit der Gottheit selbst erhebt, daß sie sogar in diesem erhabenen Zustande [36] noch immer den Quell aller Verderbtheit in sich tragen, der sie während des ganzen Lebens dem Irrtum, dem Elend, dem Tod und der Sünde unterwirft, und sie ruft den Ungläubigsten zu, daß sie der Gnade ihres Erlösers teilhaftig werden können. Indem sie folglich jene bangen läßt, die sie rechtfertigt, und jene tröstet, die sie ablehnt, gleicht sie – vermittelst jener zwiefachen, uns allen gemeinsamen Eignung zur Gnade wie zur Sünde – die Furcht mit soviel Genauigkeit durch die Hoffnung aus, daß sie unendlich mehr demütigt, als die Vernunft allein vermag, ohne jedoch zu entmutigen, und daß sie unendlich mehr erhebt als der natürliche Stolz, ohne jedoch zu blähen, und da sie hiedurch deutlich erkennen läßt, daß einzig sie frei von Irrtum und Laster ist, gebührt allein ihr das Vorrecht, die Menschen zu unterrichten und zu bessern.

Wer kann also diesen himmlischen Offenbarungen seinen Glauben und seine Ehrerbietung versagen? Denn ist es nicht sonnenklar, daß wir in uns selbst das unauslöschliche Wesen der Herrlichkeit fühlen, und ist es nicht ebenso wahr, daß wir jederzeit die Auswirkungen unserer beklagenswerten Lage empfinden?

Was rufen uns dieses Chaos und diese ungeheure Verwirrung denn anderes zu, wenn nicht die Wirklichkeit dieser beiden Zustände – mit einer solch bezwingenden Stimme, daß es unmöglich ist, ihr zu widerstehen?

 

 
 
[1] Über diesen berühmten Text siehe insbesondere: R. Jasinski, „Über die beiden Unendlichen von Pascal“, Übersicht über die Geschichte der Philosophie, 1933, S 134-159; G. Poulet, Die Quadratur des Kreises, Paris, Plon, 1961, Kapitel III; Y. Maeda, „Der erste Entwurf vom pascalschen Fragment über die beiden Unendlichen“, Studien der französischen Sprache und Literatur (Tokyo), Nr. 4, 1964, S 1-19; M. Le Guern, Pascal und Descartes, Paris, Nizet, 1971, S 65-72; V. Carraud, Pascal und die Philosophie, Paris, PUF, 1992, S 262-286 und 393-434; D. Descotes, „‘Mißverhältnis des Menschen‘: von der Wissenschaft zum Gedicht“, Anleitung zu den „Betrachtungen“ von Pascal, Paris, Klincksieck, 1993, S 145-162; Ph. Sellier, Pascal und der Heilige Augustinus, Paris, A. Michel, 1995, passim.
 
 
 
[2] Die Perspektive ist geozentrisch, aber die Unterscheidung geozentrisch/ heliozentrisch verliert sehr schnell alle Bedeutung: alles ist Mittelpunkt im Unendlichen, weil es darin keinen Mittelpunkt mehr gibt.
 
 
 
[3] Aufsätze, I, 26, S 157: „Aber wer sich, wie auf einer Tafel, jenes großartige Bild unserer Mutter Natur in seiner ganzen Majestät vorstellt, wer in ihrem Antlitz eine so allgemeine und beständige Mannigfaltigkeit liest, wer sich darin nicht (nur) selbst, sondern ein ganzes Königreich erblickt, wie den Zug eines höchst feinen Punktes – jener allein erwägt die Dinge gemäß ihrer rechten Größe.“ 
 
 
 
[4] Vgl. Descartes, Prinzipien, II, 21: „Wir werden auch erkennen, daß diese Welt, oder die ausgedehnte Materie, woraus sich das Universum zusammensetzt, keine Grenzen hat, wenn wir uns da, wo wir solche Grenzen vortäuschen wollen, an dessen statt jenseits davon noch immer unbegrenzte Räume vorstellen können“ (Werke, AT, IX-2, S 74).
 
 
 
[5] Diese Metaphorik hat eine lange Geschichte, die bis auf Empedokles (5. Jhdt. v. Chr.) zurückführt und sich zur Zeit Pascals bis zu Madame de Gournay fortsetzt („Trismegistos [=Hermes] nennt die Gottheit einen Kreis, dessen Mittelpunkt überall, und dessen (Kreis-)umfang nirgendwo ist“, Einleitung zu den Aufsätzen von Montaigne, 1635). Man wird insbesondere bemerken, daß Pascal im Unterschied zu Madame de Gournay und vielen anderen diese Metapher nicht auf Gott, sondern auf die Natur anwendet. Siehe E. Jovy, Pascalsche Studien, VII (Der „Unendliche Kreis“ bei Pascal), Paris, Vrin, 1930 und M. de Gandillac, „Über den unendlichen Kreis bei Pascal“, Übersicht über die Geschichte der Philosophie, Jänner-März 1943, S 32-44.
 
 
 
[6] Aufsätze, I, 26, S 157: „Diese umfassende Welt, welche die einen noch immer gleich verschiedenen Arten unter einer Gattung vermehren, ist jener Spiegel, worin wir uns betrachten müssen, um uns selbst in unserer ganzen Verzerrung zu erkennen“, und II, 12, S 523-524: „Erkennst du nicht, daß die Ordnung und die Organisation jenes kleinen Kellerverschlages, worin du dich befindest (...): daß dies erbärmliche Bruchstück nichts ist im Vergleich zum Ganzen.“
 
 
 
[7] Ein Imago [=Insekt], das sich in Käse oder Mehl entwickelt und das als das kleinste, mit freiem Auge sichtbare Lebewesen galt.
 
 
 
[8] Siehe E. Jovy, Pascalsche Studien, VIII (Die Vorläufer des „unendlich Kleinen“ bei Pascal), Paris, Vrin, 1932.
 
 
 
[9] Vgl. Descartes, Meditationen, Viertes Buch: „ich bin wie ein Bindeglied zwischen Gott und dem Nichts“ (Werke, AT, IX-1, S 43).
 
 
 
[10] Aufsätze, II, 12, S 489: „Von derselben Dreistigkeit ist jene Versicherung des Buches von Demokrit: „Ich werde mich daranmachen, über alle Dinge zu reden“.“
 
 
 
[11] Über alles, was man wissen kann: in eins zusammengefaßter Titel jener neunhundert Thesen, welche Pico della Mirandola im Jahre 1486 zu verteidigen beabsichtigte.
 
 
 
[12] Die Principia philosophiae sind von Descartes im Jahre 1644 veröffentlicht und 1647 ins Französische übersetzt worden.
 
 
 
[13] Vgl. Aristoteles, Metaphysik, a, 1, 993 b: „Wie sich die Augen der Fledermäuse zur Helle des Tages verhalten, verhält sich die Vernunft unserer Seele zu jenen Dingen, die unter allen Dingen von Natur aus am einleuchtendsten sind.“
 
 
 
[14] Aufsätze, III, 10, S 1005: „Sogar die Sinnenlust in ihrem Übermaß ist schmerzlich.“
 
 
 
[15] „Die Wohltaten sind angenehm, solange man weiß, daß man sie vergelten kann; wenn sie jedoch diese Grenze beträchtlich übersteigen, so vergelten wir sie mit Haß anstatt mit Dankbarkeit“ (Tacitus, Annalen, IV, 18; aus: Aufsätze, III, 8, S 940).
 
 
 
[16] Aufsätze, II, 12, 504: „Wenn ein Kind urteilt, dann weiß es um nichts; wenn ein Gelehrter, dann ist er befangen [=hat er vorgefaßte Meinungen].“ Vgl. Fragment Nr. 55, 72 u. 75.
 
 
 
[17] Vgl. Charron, Christliche Gespräche, Erstes Gespräch „Über die Gotteserkenntnis“: „das Zuwenig und Zuviel ist gleichermaßen von Nachteil: der menschliche Geist ist nur zu mittelmäßigen Dingen befähigt: die Extrema erschrecken und stören ihn“ (M. Le Guern).
 
 
 
[18] Aufsätze, II, 12, S 520: die Vernunft „tut nichts weiter als sich allenthalben zu irren, und dies insbesondere, da sie sich mit göttlichen Gegenständen beschäftigt. (...) Sie verliert sich, sie verwickelt sich und behindert sich selbst, auf diesem weiten Meere sich drehend und schwankend, sie trübt und verwirrt die menschlichen Überzeugungen, ohne Maß und ohne Ziel“.
 
 
 
[19] Vgl. Fragment Nr. 680: „Das Endliche schwindet in Gegenwart des Unendlichen und wird zum reinen Nichts.“
 
 
 
[20] Siehe Fragment Nr. 106 und 566.
 
 
 
[21] Jene letzten Worte stammen von Raimundo Sabunde, aus dem II. Kapitel seiner Natürlichen Gotteslehre, von Montaigne 1569 aus dem Lateinischen übersetzt: der Mensch „begründet sein Dasein auf fühllose Körper (...); er ernährt sich von ihnen, er wohnt bei ihnen, er lebt durch ihre Mittel und kann sie keinen einzigen Augenblick entbehren (...). Er zeigt eine große Verbundenheit, Harmonie und Neigung mit den übrigen Geschöpfen“.
 
 
 
[22] Suppositum: siehe Fragment Nr. 99.
 
 
 
[23] Vgl. Weish, IX, 15: „Denn der vergängliche Leib beschwert die Seele, und das irdische Zelt belastet den um Vieles besorgten Geist.“
 
 
 
[24] Mit Rücksicht auf seinen metaphysischen Dualismus ist Descartes sicherlich von den nachfolgenden, wechselseitigen Vorwürfen ausgenommen.
 
 
 
[25] Hier sind die Anhänger des Aristoteles, Verfechter eines animistischen Naturbegriffes, gemeint. Pascal hat dieselben bereits 1648 in seiner Abhandlung vom großen Experiment über das Gleichgewicht der Flüssigkeiten angegriffen: „man hatte jenes eingebildete Grauen vor der Leere eigens ersonnen“, „man behauptet, daß die Sympathie und Antipathie der natürlichen Körper die einzig wirksamen und eindeutigen Ursachen von verschiedenen Wirkungen sind, so, als ob die unbeseelten Körper der Sympathie und Antipathie fähig wären“ (Gesammelte Werke, II, S 688).
 
 
 
[26] V. Carraud gemäß betrifft diese zweite Art von Kritik namentlich Pater Mersenne (1588-1648), der aus der Physik seiner Zeit Denkmuster für das geistige und moralische Leben schöpft.
 
 
 
[27] Pascal nimmt hier den gegensätzlichen Standpunkt von Descartes ein, dessen Zweites Buch der Meditationen den nachfolgenden Titel trägt: Über die Natur des menschlichen Geistes; und daß er leichter zu erkennen ist als der Körper (Werke, AT, IX-1, S 18).
 
 
 
[28] „Die Art und Weise, wie die Geister den Körpern verbunden sind, kann vom Menschen nicht eingesehen werden, obgleich es gerade das ist, was den Menschen ausmacht“ (Sankt Augustinus, Über den Gottesstaat, XXI, 10 – ein zunächst von Montaigne, dann ein zweitesmal von Pascal verkürzter Text, der diesen in den Aufsätzen, II, 12,S 539 gelesen hat).
 
 
 
[29] Aufsätze, II, 12, S 462: „Was die Verletzlichkeit anlangt, so ist kein Lebewesen auf Erden so vielen Angriffen ausgesetzt wie der Mensch: es bedarf keineswegs eines Walfisches, eines Elefanten oder eines Krokodiles (...); die Läuse reichen aus, um die Diktatur eines Sylla zu vernichten“, und S 475: „der schwächliche, unglückliche und elende Mensch (...), ein feindlicher Windhauch, (...) ein Morgennebel genügen, um ihn zu Boden zu schmettern.“ 
 
 
 
[30] Pascal legt jenem Freidenker aus Fragment Nr. 681 eine ähnliche Rede in den Mund.
 
 
 
[31] Er hat weder Weissagungen (Fragment Nr. 241), noch Zeugen (Fragment Nr. 37), noch Wunder (Fragment Nr. 352).
 
 
 
[32] Von Pascal übertragene Texte siehe Fragment Nr. 735.
 
 
 
[33] „Sie haben die Sache gesehen, sie haben nicht die Ursache gesehen“ (Wider Julian, IV, 12, Nr. 60). Der Heilige Augustinus hatte diesen Satz – in der Einzahl – in Hinblick auf Cicero verfaßt, der im Dritten Buch seiner Republik das Elend des Menschen beschreibt, ohne „die Ursache dieser Erscheinung“, d. h. die Erbsünde, zu sehen (vgl. Fragment Nr. 480). Dieselbe Feststellung und Unkenntnis bei Mitton (siehe Fragment Nr. 529).
 
 
 
[34] Celsus und Porphyrius haben in Matthäus stets den Verfasser des ersten Evangeliums anerkannt.
 
 
 
[35] Dieses Fragment begreift die ganze Dialektik von Pascals Gespräch mit M. de Sacy in sich. 
 
 
 
[36] Vgl. 2Petr, I, 4: Gott will seine Getreuen durch die Gnade „der göttlichen Natur teilhaftig werden lassen.“
 
 




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